Geschichte
Geburtsstunde und Entwicklung des AWG

Nach der Wiederentdeckung der Mendelschen Vererbungsgesetze um 1900 und den daran anschließenden wissenschaftlichen Forschungen erfassten die Erkenntnisse der Genetik nach und nach auch die Forstwirtschaft. Aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg gewann die Forstsamenkunde und Forstpflanzenzüchtung unter Professor Rohmeder immer mehr an Bedeutung in Deutschland.

AWG_Dienstgebäude

Von der LASP zum AWG

1964

Um die zügige Übertragung wissenschaftlicher Kenntnisse in die Praxis auf Dauer zu sichern, wurde durch die Verordnung über die Organisation der Bayerischen Staatsforstverwaltung vom 3. März 1964 die Bayerische Landesanstalt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht in Teisendorf errichtet und deren Aufgaben und Zuständigkeiten festgelegt.


Zur Erfüllung dieser Aufgaben wurden ihr die Samenklengen und Pflanzgärten in Laufen und Bindlach und bis zum 1. Dezember 1968 auch das Torfwerk Ainring unterstellt. Dienstsitz wurde das Forstamtsgebäude in Teisendorf.

Zu den Aufgaben der neuen Einrichtung gehörten zum Beispiel die Koordinierung der Zulassung und die Führung des Registers der zugelassenen Erntebestände, die Durchführung von Herkunftsversuchen und die Erarbeitung von Herkunftsempfehlungen, die Versorgung des Staatswaldes mit hochwertigem forstlichen Vermehrungsgut, die Durchführung des Samenplantagenprogramms sowie die Durchführung von Versuchen im Rahmen der forstlichen Saat- und Pflanzenzucht und des Kulturbetriebs und die Umsetzung in die Praxis.

Viele dieser Aufgaben sind auch heute noch gültig. Einige, wie zum Beispiel die Versorgung mit Saat- und Pflanzgut bestehen aufgrund organisatorischer Veränderungen nicht mehr. Neue Aufgaben sind dazugekommen.

1991

Einrichtung eines Isoenzym-Labors sowie der forstlichen Genkbank für Bayern

1999

Verlagerung der forstlichen Saatgutprüfung von der Amtlichen Prüfstelle für forstliches Saatgut bei der LWF in Freising nach Teisendorf an die Bayerische Landesanstalt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht

2002

  • Einrichtung eines DNA-Labors
  • Umbenennung der Bayerischen Landesanstalt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (LSP) in Bayerisches Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP)

2005

  • Übertragung der Aufgaben der Landesstelle für forstliches Saat- und Pflanzgut nach dem Forstvermehrungsgutgesetz (FoVG)
  • Im Zuge der Forstreform Abgabe der Pflanzgärten Bindlach und Laufen an das neue Unternehmen Bayerische Staatsforsten AöR

2014

Einweihung des neuen Laborgebäudes, Umzug des DNA-Labors vom Hauptgebäude in das neue Gebäude. Verlagerung der forstlichen Genbank von Laufen nach Teisendorf

2019

Umbenennung des Bayerischen Amts für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP) in Bayerisches Amt für Waldgenetik (AWG)

Metallschild mit Daten der Geschichte des Hauses

Gründungsschild

Luftaufnahme des Torfwerks in Ainring 1959

Torfwerk Ainring 1959

Pflanzgarten Bindlach mit Versuchsfeldern im Vordergrund

Pflanzgarten Bindlach

Samenklenge Bindlach mit Versuchsfeldern im Vordergrund

Samenklenge Laufen

Laborneubau als Holzgebäude mit Garten im Vordergrund

Laborneubau 1914

Das historische Gebäude

1575 - 1973

Der Amtssitz des AWG, der bis heute bei den Teisendorfern immer noch "Forstamt" genannt wird, beherbergte vor rund 400 Jahren das erzbischöflich-salzburgische "Weiße Bierhaus", also eine Weißbierbrauerei.

Um das Jahr 1575 wurde das Haus Wohnsitz des "fürstbischöflich-salzburgischen Pflegers" (vergleichbar mit Landrat und Amtsrichter in Personalunion), da der vorherige Sitz des Pflegers, die Burg Raschenberg bei Oberteisendorf, baufällig geworden war. Die Pflegschaft "Raschenberg" selbst wurde aber erst 1665 nach Teisendorf verlegt und das Pflegschaftsgebäude aus diesem Anlass umgebaut.

Bei einer weiteren Restaurierung um 1728, die auf der Wappensteintafel an der Ostseite des Forstamtsgebäudes dokumentiert ist, hat das Gebäude bereits seine heutige Fassade erhalten. Neben dem Pfleggericht befand sich in diesem Haus auch die salzburgische Mautstation für alle Güter, die über die nur wenige Kilometer weiter westlich verlaufende Grenze zwischen Bayern und dem salzburgischen Rupertiwinkel transportiert wurden.
Dienstgebäude_SkizzeZoombild vorhanden

Gebäudeskizze mit Nordflügel

Nach der Säkularisation im Jahre 1803 tagte in dem Gebäude bis 1818 ein "Königlich-Bayerisches Landgericht". Wenige Jahre später wurde es Sitz des "Königlich-Bayerischen Revierförsters der Salinenadministration Bad Reichenhall".

Im Jahre 1864 wurde der Nordflügel des Gebäudes abgerissen.

Ab dem Jahre 1885 war das Gebäude "Königlich-Bayerisches Forstamt", von 1918 bis 1973 dann "Staatlich-Bayerisches Forstamt Teisendorf".

Die Amtsleitung

Drei Männer und eine Frau an einem runden Tisch in einem Saal mit Gläsern in der Hand

von links nach rechts:
Dr. Rudolf Dimpflmeier, Albrecht Behm, Dr. Monika Konnert, Dr. Alwin Janßen

Dr. Rudolf Dimpflmeier 1964 - 1991

"Wer schafft das schon, in unserer schnelllebigen Zeit so einen „nachhaltigen Arbeitsbereich“ zu planen, aufzubauen und zu erweitern? – Die Bayerische Staatsforstverwaltung und die sie tragenden politischen Kräfte haben es geschafft!"


Dr. Rudolf Dimpflmeier war Gründungsleiter der Bayerischen Landesanstalt und hat diese bis 1991 geführt. Nach dem Studium der Forstwissenschaften und erfolgreichem Staatsexamen war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter am Institut für Forstsamenkunde und Pflanzenzüchtung in München. Hier hat er auch seine Promotion zur Bastardierung in der Gattung Larix durchgeführt.

Die neue Landesanstalt hat Rudolf Dimpflmeier mit seinem fachlichen Können, seiner Zielstrebigkeit und seiner Hartnäckigkeit zu einer in Wissenschaft und Praxis gleichermaßen anerkannten Einrichtung gemacht.

Albrecht Behm 1991 - 2007

"Die Arbeit am ASP war und bleibt für mich vor allem die Faszination am winzigen Samenkorn, in dem Lebenswissen und Lebenskraft für Jahrhunderte schlummert. Leicht im eiligen Alltag übersehen, hat es doch für viele einen hohen Stellenwert"


Albrecht Behm war von 1991 bis 2007 Amtsleiter des ASP. Er ist Diplomforstwirt mit Studium in Vancouver und München. In seine Zeit als Leiter des ASP fiel die Entwicklung des Konzeptes zum Erhalt forstlicher Genressourcen und die Entwicklung des Systems zur Herkunftskontrolle „ZüF“ – beides wichtige Meilensteine in der Arbeit des ASP.

Nach der Forstreform 2005 hat er das ASP mit Umsicht in seine neue Struktur geführt.

Dr. Monika Konnert 2007 - 2017

"Unsere Arbeit kann nur erfolgreich sein, wenn wir die Tradition unserer Vorgänger fortsetzen und uns gleichzeitig den neuen Herausforderungen z. B. durch Klimawandel, Waldumbau, Energiewende stellen"


Dr. Monika Konnert war 10 Jahre Leiterin des ASP. Sie ist Diplomchemikerin und hat in Forstgenetik mit einem Thema zur genetischen Variation der Weißtanne promoviert. Die Tanne ist seitdem ihr Lieblingsstudienobjekt geblieben.

Der Ausbau der praxisnahen Forschung am ASP, eingebunden in nationale und internationale Netzwerke war ihr ein wichtiges Anliegen, wie auch die Kooperation mit Baden-Württemberg ein wichtiger Schritt zur effizienten Ressourcennutzung in dem Zukunftsfeld Forstgenetik / Forstpflanzenzüchtung war.

Während der Amtszeit von Frau Dr. Konnert wurde das neue Laborgebäude gebaut. Die Einweihung im Jahr 2014 wurde zusammen mit dem 50. Geburtstag des ASP gefeiert.

Dr. Alwin Janßen 2007 - heute

Seit September 2007 leitet Dr. Alwin Janßen das AWG.